ROLF GREGOR SEYFRIED
Autor und Seminarleiter
Neben meiner eigenen schriftstellerischen Arbeit begleite ich seit vielen Jahren kreative und biografische Schreibprozesse: Wortgeburten und Seelenerkundungen. Und unversehens, während wir Geschichten erzählen, graben wir uns selbst aus.
Aber was ist eine Geschichte? Eine Landschaft. So wie unsere Seele. So wie das Leben selbst. Schreibend entfaltet sich die Landschaft unseres Lebens. Mit allem, was dazu gehört: Berge, Täler, ausladende Ebenen, Schluchten, Wälder, verschwiegene Teiche, Höhlen, Wüsten, fruchtbare Felder, und in all dem: die Wege, Abwege, Irrwege und Holzwege.
So ist sie: Die Landschaft des Lebens. Vielschichtig. So ist sie: die Geschichte. Ein Ge-Schichte. So schichten sich Worte zu Geschichten, denen innewohnt, was sie im Wesen sind: ein Geheimnis.
Und darüber: die Weite des Himmels.
Mein Leben. Dazu gehören auch einige Bildungen. Ein Studium der Philosophie in Wien beispielsweise. Oder ein Kurs in Drehbuchschreiben. Hier wurde ich eingeführt in die Gesetze des Storytelling. Doch diese sind ja nichts anderes als die Gesetze des Lebens. Das sich aufwerfende Ge-Schichte zu dramatischen Verwerfungen lassen manchen Quell springen. Ohne Erschütterung geht’s nicht. Also: Frisch auf, Helden des eigenen Lebens! Betreten wir die Höhle des Drachen und entdecken des Pudels Kern. Oder einen Schatz.
Doch jegliche Bildung, die mir zuteil wurde, hat es nicht geschafft, mich auszubilden. Ein Ende der Bildung ist somit nicht abzusehen. Es bildet sich mir ohne Unterlaß. Bilder erscheinen vor meinem geistigen Auge wie Wesenheiten und Geschichten rufen nach meiner Gestaltungskraft. Das ist nicht immer bequem. Eigentlich ist es meist unbequem. Am Ende aber gut.
In meinen Schreibkursen habe ich viele Geschichten gehört. Menschen schreiben, was ihnen das Leben erzählt. Beglückendes und Erschütterndes. Die nicht endende Geschichte. Die unendliche Geschichte. Worin sich entfaltet die Landschaft der Seele, so unverhofft und hoffnungsvoll. Das weite Land. Wir entdecken Worte. Oder auch nicht. Worte entdecken uns. Sie erwischen uns. Kalt oder heiß. Lustvoll sträuben sich die Nackenhärchen.
Und darüber immer: die Weite des Himmels!
Mit den Jahren kam noch der Yoga hinzu. Der nicht endende Sonnengruß. Die stabile Mitte. Das offene Herz. Geführte Bewegung und Hingabe. Der Atemstrom. Von präzisen Ausrichtungsprinzipien durchdrungene Urgesten. Yoga als ein Sich-Einüben in das Schweigen. Die Vorbereitung einer Stille, worin eine schöpferische Essenz erst spürbar, dann erkennbar wird.
Der universelle Yoga als Inbegriff der Anbindung ans Geistige, das allem innewohnt, ans Unsichtbare, das sich im Sichtbaren schicksalhaft entfaltet. Aber nicht nur Anbindung, sondern auch Einbindung. Vererdung des Geistigen und Vergeistigung des Irdischen. Und Verbindung. Das Bewußtsein, daß wir alle eines Geistes Kinder sind, und ein jeder von uns begabt mit einer unverwechselbaren Individualität. Gemeinsam ein vielstimmiger Gesang.
Biografie und Yoga: Es erschließt sich der geheimnisvolle Zusammenhang zwischen Biografie als das unerschöpfliche Feld unserer Lebenserfahrung, als der Ort ständiger Wandlung, und einem universellen Yoga, der innerhalb der seelenvollen Bewegungen des Lebens den Spuren des Unvergänglichen folgt. Wir drücken durch unsere Sprache die Einzigartigkeit unseres Lebens aus. Es ertönt im kreativen Akt unsere Individualität, die mitwirkt am Werden unserer Welt.
MEINE BÜCHER
Der Feuervogel
Geschichten der Verwandlung
ATHENA-Verlag, September 2022
Details: hier
Das Ende des Festes,
Prosastücke & Gedichte
ATHENA-Verlag, Oktober 2021
Details: hier
Geh nicht ungeprüft in die Nacht.
Gedichte und kleine Prosa
Edition fabrik.transit, 2020 (gefördert von der Stadt Wien)
Details: hier